Tools: DSO Nano – Das Taschenoszilloskop

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14.08.2015 von plaintron

Ohne Messgeräte bastelt es sich schlecht. Meine Messplatz-Ausstattung ist zwar nicht im oberen Profi-Bereich angesiedelt, ein paar interessante Geräte sind aber doch dabei.

Ein Tool, das ich trotz seiner sehr eingeschränkten Möglichkeiten gerne verwende ist das DSO Nano v3 von Seeed Studio. Diese Mini-Oszilloskope gibt es in verschiedenen Preis- und Qualitätsklassen. Ich habe mich für ein Modell im Metallgehäuse entschieden, das eher an einen kleinen Videoplayer erinnert.

dso-nano_01

Vermutlich ist das Gehäuse auch für den Zweck gedacht gewesen.

Wer ein richtiges Digital-Oszilloskop sucht, braucht sich mit diesem Gerät nicht weiter zu befassen. Es ist ein kleines Schweizer Taschenmesser in mittlerer China-Qualität, das im Rahmen seiner begrenzten Möglichkeiten benutzbar ist. Mit 80-100 Euro Straßenpreis ist es kein Ultrabillig-Spielzeug, dafür ist es sehr ordentlich verarbeitet und auch die Bedienung ist nicht allzu nervig.

Wie man sieht, ist meine Begeisterung etwas verhalten. Ich habe das DSO gekauft, weil ich im freien Feld an Windkraftanlagen Digitalsignale suchen musste, ohne zu wissen, wie diese aussehen könnten und ohne Dokumentation in der Hand. Dafür war es ideal. In Verbindung mit einem Logik-Analyzer am Notebook habe ich alles über die Datenströme erfahren, was ich wissen wollte.

Eine schnelle Einschätzung, ob ein Signal vorhanden ist, welche Form und Frequenz es ungefähr hat und ob es irgendwelche Besonderheiten im zeitlichen Verlauf aufweist, ist mit dem Teil machbar. Echte Messungen würde ich damit nicht empfehlen. Der Eingangswiderstand liegt knapp über 200 kOhm (500 kOhm laut Hersteller), was schon zu einer deutlichen Verfälschung der gemessenen Pegel an hochohmigen Quellen führt. Die Abtastrate ist mit 1 Megasample pro Sekunde auch eher im ganz unteren Bereich angesiedelt. Mehr als 100 kHz lassen sich nicht zuverlässig erfassen. Der Hersteller gibt 200 kHz an.

dso-screen

Praktisch finde ich Funktionen wie Frequenz- und Spannungsmessung, Screenshot-Funktion (wird auf der SDHC-Karte gespeichert) und den eingebauten Rechteck-Generator, dessen Signal oben zu sehen ist (10Hz~1MHz). Verschiedene Trigger-Methoden und einen One-Shot-Modus gibt es ebenfalls. Um in einer Mikrocontroller-Schaltung ein Signal zu verfolgen genügt das völlig. Der eingebaute LiPo-Akku wird über den USB-Anschluss geladen und hält ein bis zwei Stunden im Dauerbetrieb.

Technisch basiert das Innenleben auf einem ARM -M3 mit 32 Bit. Schaltplan (PDF) und Firmware (ZIP mit HEX-Files) sind frei verfübar. Dadurch lässt sich die Funktion des Gerätes je nach Wollen und Können den eigenen Bedürfnissen anpassen. Eine alternative Firmware gibt es auch. Im Seeedstudio-Forum steht alles was es darüber zu wissen gibt.

Mein Fazit: Das DSO Nano ersetzt kein richtiges Oszilloskop und auch kein anderes Messgerät. Wer schnell ein Signal prüfen möchte oder abseits der regulären Stromversorgung ein kleines, handliches Schätzgerät für niederfrequente Signale sucht, wird trotzdem Spaß damit haben.

 

Welche Tools habt Ihr im Einsatz? Womit arbeitet Ihr besonders gern?

Auch das interessiert mich. Schreibt mir einen Kommentar oder bloggt darüber, wenn Ihr mögt.

 

Links:

Wie aus einem Arduino ein Oszilloskop wird bei „Physik, Elektronik und mehr…“
https://deralchemist.wordpress.com/2014/07/07/das-megaschnelle-oszilloskop/

RIGOL DS1052E 50MHz 1GSa/s DSO bei „engineering-arts.net“
https://engineeringarts.wordpress.com/2011/06/03/rigol-ds1052e-50mhz-1gsas-dso/

Testbericht: USB-Oszilloskope der Einsteigerklasse bei „Konnitschiwa“
https://konnitschiwa.wordpress.com/2013/10/14/testbericht-usb-oszilloskop-von-pearl/

Real-Time Software Oszilloskop in „Lothars Blog“
https://lotharf.wordpress.com/2009/07/15/real-time-software-oszilloskop/

http://musicdiver.com/wordpress/2013/02/stolzer-oszilloskop-besitzer/

9 Kommentare zu “Tools: DSO Nano – Das Taschenoszilloskop

  1. lowcurrent sagt:

    Sehr schöner Artikel! Vielleicht kannst Du mal eine kleine Tour durch dein Elektronik-Labor machen? Fände es spannend wie andere Leute ihr Hobbylabor so eingerichtet haben. Was für Tische werden benutzt und natürlich auch was ist an Messequipment so vorhanden.

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  2. plaintron sagt:

    Schöne Idee, gleich mal zu den Entwürfen gepackt. Irgendwie musste ich mir nie ein richtiges Labor einrichten, weil ich bei meinen Arbeitgebern immer bestens ausgestattet war. In den letzten Jahren habe ich ein paar Sachen gekauft, damit ich ab und zu etwas basteln kann.

    Die Tools-Kategorie werde ich damit nach und nach füllen.

    Zum Thema „was für Tische werden benutzt“ habe ich schon mal was vorbereitet 😉
    https://stairflight.wordpress.com/

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  3. Florian Mai sagt:

    Danke für den Tipp…
    Ich bin hin und wieder auf Reisen durch die Welt und brauche da auch hin und wieder ein Oszilloskop, mit dem ich im Grunde genommen nur die Glätte der Spannungsversorgung prüfen will.
    Da mein Reisegepäck dabei oft aus einer Unterhose und 20kg Werkzeug besteht, ist es immer lästig, noch nen zweiten Koffer für unser mobiles Fluke-Oszi mit zu schleppen. Das wird also auf jeden Fall eine sinnvolle Anschaffung.

    Bei mir ist es übrigens genau so: Meine Ausstattung ist entweder nicht vorhanden, oder steht irgendwo in Kartons in der Garage, in der Firma gibts alles in Profiqualität.

    Gefällt 1 Person

  4. plaintron sagt:

    Hi Florian,

    für den Zweck dürfte das DSO wirklich gut zu gebrauchen sein. Und es hat schon einen gewissen Coolness-Faktor, das Teil aus der Hosentasche zu ziehen und drauf los zu messen;)

    Mir fehlt irgendwie noch so eine Zwischenlösung: Klein, handlich aber trotzdem ein vollwertiges Laborgerät. Ein Bluetooth-Oszi mit iPad Mini oder sowas in der Art. Ist aber alles noch nicht so weit, dass man das kaufen kann, habe ich den Eindruck.

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  5. Florian Mai sagt:

    Ist halt sicher auch ne Sache der Investitionsfähigkeit 😉 Aber das wird schon auch in privat bezahlbar kommen.

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  6. plaintron sagt:

    Das ist auch technisch noch nicht so ausgereift, dass ich es kaufen möchte. Diese Woche schreibe ich zu dem Thema noch einen Artikel. Ein paar interessante Exemplare habe ich gefunden, die stelle ich dann kurz vor.

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  7. lowcurrent sagt:

    Oh hier hat sich in den Kommentaren ja noch einmal etwas getan.

    Ich würde das Thema „Basteln bei der Arbeit“ gerne noch einmal aufgreifen. Macht ihr das wirklich bei der Arbeit? Wenn ich am Basteln bin und Zeit habe, dann ist man ja schon einige Stunden dabei. Sowas ging eigentlich nur früher als ich noch an der Uni gearbeitet habe. Da konnte man sich 24/7 in den Laboren aufhalten, aber jetzt beim aktuellen Job wird der Laden um 19:00 dicht gemacht und am Wochenende sowieso..
    Natürlich nutze ich auch mal Equipment aus der Firma (vor allem, wenn es um kalibrierte Geräte geht), aber so richtig am Basteln war ich da noch nie. Zum Glück ist es ja auch so, dass Messtechnik nicht so schnell alt wird wie die Computertechnik. Somit hat man schon die Möglichkeit wirklich tolle Messgeräte zu ergattern, die einfach schon etwas älter sind. Selbst GPIB ist immer noch Stand der Technik im Labor.

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  8. plaintron sagt:

    Da hatte ich immer Glück mit meinen Arbeitgebern. Früher in einem Hifi-Vertrieb als Techniker lieft die Uhr bis um fünf, danach habe ich meistens noch zwei Stunden gebastelt. War meistens kein Problem, außer dass sie mich einmal versehentlich eingeschlossen haben und der Wachdienst mich wieder rausgeholt hat 😉

    In der nächsten Firma hatte ich dann einen Werkstattschlüssel und konnte auch am Wochenende etwas machen.

    Sogar im Zivildienst hatte ich eine halbwegs gut ausgestattete Elektronikwerkstatt zur Verfügung.

    Ja, Messequipment wird irgendwie nicht schlecht. Meine Analog-Oszi läuft wie am ersten Tag, mein Trenntrafo stammt aus den 70ern und das Multimeter hat John Fluke vermutlich noch persönlich zusammengebaut 😉

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  9. […] allerdings fehlt, sind all die tollen Funktionen eines digitalen Speicheroszilloskops. Mein kleines Taschenoszi langt da natürlich […]

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